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ADHS

Einführung ins Thema ADHS

Aus: Keep Cool! Hilfen bei ADHS Elternratgeber für Schule und Zuhause von Corinna Stremme, Ernst Reinhardt Verlag, 2018, Reihe „Kinder sind Kinder“, Bd. 43.

„ADHS  gilt  als  das  häufigste  Störungsbild  bei  Kindern  und Jugendlichen. Noch bis 2002 hielt sich die Vermutung. ADHS verschwände im Erwachsenenalter. Hier wird aktiv weitergeforscht, um genaue Zahlen zu ermitteln. Eine eigene Studie zur Versorgungssituation von ADHS-Patienten in der  Adoleszenz kommt zu  dem  Ergebnis,  dass  rund  ein  Drittel  der  Heranwachsenden, die schon in  der Kindheit von der Funktionsstörung betroffen waren, weiterhin unter ADHS-typischen Symptomen  leiden. Die Anzahl der undiagnostizierten Fälle im Erwachsenenalter ist nicht zu unterschätzen (Schubert/Lehmkuhl  2017),  wobei die Symptomatik sich häufig ins Innere verlagert.  Die erwachsenen Patienten klagen nun vermehrt über stark belastende innere Angetriebenheit, verspüren jedoch weniger motorische Unruhe als noch im Kindes- und Jugendalter (Banaschewski et al. 2017).

Die Ursachen von ADHS sind bis heute nicht eindeutig geklärt. Man weiß jedoch mit Sicherheit, dass die Hauptursache in einer Funktionsstörung des Gehirns liegt. Untersucht man bei Kindern mit ADHS die Botenstoffe (Neurotransmitter), die unter den Hirnzellen die Verbindungen herstellen, zeigen sich bei den untersuchten Kindern typische Veränderungen (Döpfner et al. 2007). Welche genauen Ursachen die Funktionsstörung wiederum hat, weiß man nicht mit Bestimmtheit. Bekannt ist, dass erbliche Faktoren eine zusätzliche Rolle spielen. Stress und Nikotin, Komplikationen bei der Schwangerschaft und Geburt sowie Verletzungen des Gehirns im Kleinkindalter z.B. durch Stürze vom Wickeltisch können ebenso zur Dysfunktion des Gehirns führen. Auch Umweltfaktoren bzw. -risiken bestimmen die Entwicklung und Ausprägung von ADHS mit. (Döpfner et al 2007).“

ADHS zu erkennen ist nicht immer einfach. Es ist im Grunde ein Spektrum mit vielen Facetten und zeigt sich bei jedem in unterschiedlichen Symptomen und Ausprägungen. So kann ADHS durch Hyperaktivität, Hypoaktivität, Impulsivität und Unaufmerksamkeit auffallen, aber auch ADHS und Hochbegabung stellen eine Kombination dar. Lernen mit ADHS kann sich zur Herausforderung entwickeln, weil 10 bis 40% der Kinder Teilleistungsstörungen wie Lese-Recht-Schreibschwächen zu verzeichnen haben. Schule und Elternhaus sind gleichermaßen entscheidende Orte, die im schlimmsten Fall die Symptome durch schlechte Rahmenbedingungen verstärken. Die Inklusion von Kindern mit ADHS und die Förderung in Firmen von erwachsenen Betroffenen steckt in den Kinderschuhen und findet noch nicht flächendeckend angemessen statt.

Mit Forschungsstand 2024 stellen genetische Faktoren die Hauptursache für ADHS dar:

Ca. 60 % der Eltern von betroffenen Kindern haben ebenfalls ADHS. Heute tendieren wir eher dazu zu sagen, dass ADHS Gehirne anders funktionieren und sprechen im alltäglichen Sprachgebrauch zunehmend von neurodivergenten Gehirnen. Der Begriff Störung wird von Betroffenen oft als diskriminierend empfunden.

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